Flying Legends Airshow 2005 Duxford

Flugprogramm


Punkt 14:00 Uhr begann das Flugprogramm. Als erstes rollte die Lancaster zum Start. Die BBMF bzw. die Lancaster spielt normalerweise eine kleinere Rolle in Duxford und absolviert nur einen Überflug, aber da sie wegen der Luftparade über London, dem Commemorative Flypast, von hier gestartet ist, wurde sie ausführlicher in das Flugprogramm integriert.

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Das schöne hier in Duxford ist, dass die Maschinen auf dem Weg zur Startbahn sehr dicht am Publikum vorbeirollen. Zeit für jede Menge Detailstudien und Gelegenheit für Fotos, wie man sie nicht oft bekommt.



Die Lancaster wurde aus dem erfolglosen zweimotorigen Manchester Bomber entwickelt. Sie wurde Anfang ´42 in Dienst gestellt, zum Kriegsende waren 61 Staffeln mit ihr ausgerüstet. Normalerweise konnte sie sechseinhalb Tonnen Bomben tragen, spezielle Versionen hatten die 10 Tonnen schwere Grandslambombe dabei, die 617. Dambuster Staffel luftminenähnliche Bomben, die auf dem Wasser hüpfen konnten und dabei die Möhne- und Edertalsperre zerstörten.
Die Lancaster der BBMF wurde 1944 gebaut, diente in der kanadischen Luftwaffe und flog nach dem Krieg lange Zeit als Seeaufklärer.


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Die Avro Anson ist nicht unbedingt ein Ausbund an Eleganz, deshalb war Ihre Erfolgsgeschichte ab 1934 als Passagierflieger kaum erwähnenswert. Aber als sie 1936 als Aufklärer bei der Küstenwache flog, war sie wesentlich erfolgreicher. Sie war der erste Eindecker der RAF und hatte als erste ein Einziehfahrwerk. Sie hat ihren Dienst bis 1968 als leichter Transporter und Trainer versehen.



11 verschiedene Spitfire waren an diesem Wochenende für das Flugprogramm vorgesehen. Ich hab es jetzt nicht genau nachgehalten, aber ihre Präsenz war enorm. 8 Organisationen haben ihre Maschinen hingeschickt, die Historic Aircraft Collection, Das Aerial Museum, die Old Flying Machine Company, Historic Flying Ltd., Corsair Warbirds, Rolls Royce die BBMF und natürlich die Fighter Collection. Die Spitfire mag der berühmteste Jäger aller Zeiten sein, das ist sicher Ansichtssache. Sie wurde 20.400 mal gebaut, dazu kommen aber noch mal rund 1.600 Seafires, das sind Spitfires, die für den Einsatz auf Flugzeugträgern gebaut wurden.

Die Spitfire PR Mk.XIX ist wegen ihres Doppelpropellers immer ein Hingucker. Das Getriebe stammt aus einer Shackleton. Durch die gegenläufigen Propeller des Griffinmotors entsteht nicht wie sonst üblich beim Start die Neigung, zur Seite wegzukippen, daher kann die Maschine ohne Pedalnutzung gestartet werden. Außerdem wird wegen der höheren Leistung auch eine höhere Steigrate erreicht. Das PR steht für Photo Reconnaissance, die Spit ist also ein Aufklärer. Ihre Höchstgeschwindigkeit liegt bei 714 km/h in 8 km Höhe. Die ursprüngliche Maschine wurde 1962 vom thailändischen König Bhumipol an Ed Maloney für sein Luftfahrtmuseum geschenkt. Über Umwege ist sie schließlich wie so viele andere in Chino bei den Planes of Fame gelandet. Lange Zeit war man auf der Suche nach passendem Motor und Propeller, alle Lösungen schienen mit bis zu 150.000 Pfund zu teuer, die BBMF konnte zwar mit Zeichnungen aushelfen, aber die Rettung war letztlich ein 10.000 Pfund teurer Motor einer Shackleton, einem großen Seefernaufklärer, ähnlich der Lancaster, mit gegenläufig drehenden Propellern. Der Spinner musste in mühevoller Handarbeit neu gebaut werden, und schließlich war die Maschine flugbereit. Ende 2004 musste die PR 19 an den französischen Warbird Sammler Christophe Jaquard verkauft werden, weil das Museum dringend Geld brauchte für den Bau neuer Hangars. Seit April 2005 ist die Maschine schließlich in der europäischen Airshowwelt zu bewundern.

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Zwei B-17 in der Luft zu sehen ist schon fantastisch, wo kann man das noch? Nicht zu vergessen das dritte Exemplar im US Hangar. Dass man die beiden Flying Fortress überhaupt in die Luft bekommen hat, ist nur einer zunächst auf ein Jahr befristeten Sonderregelung mit den Versicherungen zu verdanken. Denn eigentlich hatte eine Änderung in den EU-Statuten dafür gesorgt, dass die Maschinen eingestuft wurden wie beispielsweise eine Boeing 737 und demzufolge drastisch höhere Prämien zu zahlen hatten. Wir können nur hoffen, dass eine dauerhafte Regelung gefunden wird, damit die B-17 nicht gegroundet bleiben müssen.

Die beiden B-17 sind zum einen die Pink Lady, die ist in Frankreich beheimatet und gehört der Association Fortresse Toujours Volant en.
Die andere ist die Sally B, die einzige flugfähige B-17 in Großbritannien. Auf der Nase links hat sie Sally B stehen, während rechts das Bild Memphis Belle prangt. Das hat seinen Ursprung darin, dass sie 1989 die Hauptrolle im gleichnamigen Film gespielt hat. Die Pink Lady hatte übrigens auch eine Rolle inne.

Der Erhalt der Flugfähigkeit der B-17 verschlingt jedes Jahr Unsummen, daher wurden Vereinigungen gegründet, die permanent Spenden sammeln. Die Sally B fliegt seit über 30 Jahren durch die europäische Airshowwelt, ihre Heimatbasis ist Duxford. Gebaut wurde der 25 Tonnen schwere Bomber im Juni 1945 und daher nie im Krieg eingesetzt. Sie diente in den USA zu Forschungszwecken und wurde 1954 an das französische Institut Geographic National verkauft, wo sie bis Anfang der 70er ebenfalls der Forschung diente. Als der Unterhalt zu teuer wurde und kaum noch Ersatzteile aufzutreiben waren, wurde sie außer Dienst gestellt. 1975 hat sie Ted White für das Imperial War Museum nach England geholt. Der Name Sally B entstand aus der Abwandlung des Namens seines Freundes Sallingboe.

1999 stand die Zukunft der Maschine auf der Kippe, als sie wegen eines Motorschadens lange Zeit auf Guernsey bleiben musste. Die Reparatur und die Rückholung verschlang so viel Geld, dass die kleine Organisation danach pleite war und kein Geld für den weiteren Unterhalt hatte. Im Jahr 2000 wurde eine neue Organisation gegründet mit einem gespendeten Startguthaben von 20.000 Pfund, seitdem sieht es so aus, als hätte wir noch viel Jahre Freude an ihr, wenn die EU-Versicherungsstatuten uns keinen Strich durch die Rechnung machen.

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Die nächsten Maschinen auf dem Taxiway waren die Grumman Cats. Deren Star ist die F-7F Tigercat. Sie wurde in der geringen Stückzahl von 360 für das US Marine Corps gebaut. Ihre Geschwindigkeit ist legendär, sie schafft 740 km/h. Eine Tigercat hat es in Reno bei den Air Races allerdings nicht geschafft, sich an die Spitze zu setzen und ist im Mittelfeld gelandet.

Dahinter kommt die Wildcat, am Knüppel saß übrigens Alan Wade, den viele als Spaßmacher von der Air Tattoo kennen, wenn er in seiner Firefly fliegt. Zum Schluss schließlich die blaue F6-F Hellcat. Die Bearcat hatte leider einen Schaden und musste das Wochenende am Boden verbringen.


Die Thunderbolt war wegen ihrer hohen Reichweite damals gut geeignet als Jagdschutz für amerikanische Bomberpulks. Sie konnte sich aber trotz ihrer hohen Feuerkraft nur schlecht gegen die Bf-109 und Focke Wulf 190 durchsetzen, daher hat man später auf die wendigeren Mustangs mit Zusatztanks zurückgegriffen. Vorteil der Thunderbolts war allerdings, im Kampf viel einstecken zu können und trotzdem flugfähig zu bleiben.
Die Curtiss P-40 Kittyhawk mit der gelben Nase wurde 1941 gebaut und gehört zur Old Flying Machine Company. Im Krieg flog sie für Neuseeland, stand dann lange Zeit in Auckland in einem Museum, wurde schließlich restauriert und 1997 wieder dem Himmel übergeben.


Die dunkle B-25 gehört zur Duke of Brabant Air Force. Nach 14 Jahren im Militärdienst wurde sie zunächst als VIP-Transporter eingesetzt und anschließend auf der Davis-Monthan Basis eingemottet, aber ein Jahr später für 1.400 Dollar an einen neuen zivilen Eigentümer verkauft. Der hat Wassertanks eingebaut und die B-25 für Fischtransporte eingesetzt. Über zig Umwege ist sie schließlich 1990 in Eindhoven gelandet.

Die B-25 J mit der auffällig gescheckten Bemalung kommt aus der Schweiz. Die Restauration war erst ein halbes Jahr vorher beendet und Duxford war eine der ersten Präsentationen. Ihre Geschichte seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist ähnlich wechselhaft wie die ihres Pendants. Viele Besitzer, viele verschiedene Aufgaben, bis sie ab Anfang der Achtziger sehr zur Freude der Warbirdsfans nur noch auf Airshows tourte. 1992 wurde sie nach Frankreich verkauft und ist ab da für Lafayette Aviation auf zahlreichen Airshows geflogen. Es folgte eine gründliche Restaurierung und 2004 wurde sie an die schweizer Jet Alpine Fighters verkauft. Sie ist die dritte flugfähige B-25 in Europa.


Man kann die Skyraider nicht unbedingt zu den eleganten Fightern zählen, aber trotz ihrer 8 Tonnen und ihres bulligen Äußeren ist sie erstaunlich wendig (auf dem Foto zusammen mit einer Mustang).

Anschließend rollte eine FB11 Sea Fury von ihrem Stellplatz. Sie galt damals als bester je gebauter Marinejäger mit Kolbentriebwerk. Die Royal Navy bekam damals 615 Maschinen.


Die Catalina war die PBY-5A der Plane Sailing. Diese Maschine ist 1959 aus dem Militärdienst ausgeschieden und wurde Anfang 1962 an Frontier Air Transport verkauft, wechselte noch mal den Besitzer und wurde von 1966 bis 1968 an Frankreich ausgeliehen, wo sie in Marseille als Wasserbomber stationiert war. Danach ging es zurück über den großen Teich, wo die Maschine zusammen mit zwei anderen Catalinas und einigen moderneren Kameraden weiter Waldbrände bekämpfte. 1997 wurde sie ausgemustert und für Passagierflüge umgebaut, daher die großen zusätzlichen Fenster im Heck, aber ihr gelbes Farbschema der Saskatchewan Firefighters hatte sie einstweilen behalten. 2002 wurde sie von der Catalina Aircraft Ltd. gekauft und aufgepäppelt, 2004 nach Duxford gebracht, und im Mai 2005 mit dieser neuen Bemalung versehen. Sie ist in der Lackierung der 5. Staffel unterwegs, deren Maschinen waren 1944 - 45 über der Nordsee eingesetzt, um abgeschossene Alliierte Besatzungen zu retten. Von dieser Version würden ab 1945 rund 500 Stück gebaut. Die Maschine, die laut Kennung Pate zu dieser Bemalung war, hatte kurz vor Kriegsende einen abgeschossenen Mustangpiloten aufgefischt, konnte aber wegen Maschinenschadens nicht mehr starten. Sie wurde schließlich von einer Me-262 zerstört und ist gesunken, die Besatzung wurde aber gerettet.


Viele DC-3 waren an diesem Wochenende in der Luft, auch die von Icelandair.

Die Airline hat 2005 ihren 60. Geburtstag gefeiert und aus diesem Anlass diese wunderschön restaurierte Maschine nach Duxford geschickt. Icelandair hat 1945 mit ehemaligen Dakota der US Air Force den Dienst aufgenommen, diese war damals die erste. 20 Jahre lang bildeten die Dakota das Rückgrat der Airline, danach wurden sie nach und nach durch die F-27 ersetzt. Die DC-3 wurde erst mit Skiern ausgerüstet, um entlegene Gebiete in Grönland zu bedienen, später wurde sie als Sprühflugzeug eingesetzt. Mittlerweile hat sie über 5.000 Flugstunden auf dem Buckel, und die Piloten der Airline reißen sich darum, einige unbezahlte Überstunden auf der Maschine abzufliegen, weil sie so die Gelegenheit für ein paar legale Tiefflüge haben…


Während sich die Amerikaner für die P-40 als Standardjäger entschieden hatten, sorgte eine Großbestellung der Engländer für die P-51 für Furore. Die Engländer machten die ersten Einsätze mit ihr, und die Engländer waren es auch, die der P-51 den Namen Mustang gegeben haben.

Eine P-51 C ist die Princess Elizabeth. Die ist nach einer siebenjährigen Restaurierungspause zurück ins Flugprogramm gekehrt, aber eigentlich ist sie nicht restauriert, sondern neu gebaut worden. Zwischen 1998 und 2000 wurden der Rumpf und die Flächen in Idaho auf Vordermann gebracht, die weitere Arbeit an den Innereien fand in England statt. Dabei ist herausgekommen, dass es sich bei vielen Ersatzteilen um modifizierte Teile der D-Version handelt, nicht um die ursprüngliche C-Version.

Und da es sich bei den Mechanikern nicht nur um Spezialisten, sondern um Puristen handelt, hat man sich entschieden, alles wieder rauszurupfen und ausschließlich C-Teile zu verwenden, die allerdings erst mühevoll besorgt werden mussten. Mittlerweile sieht sie aus wie aus dem Ei gepellt und hat den Ursprungszustand wie 1944 bei ihrer Produktion. Sie ist sicher eine der besten Restaurationen auf der ganzen Welt.

Hier flog sie zusammen mit einer P-51 D, der Twilight Tear. Eine gute Gelegenheit, die beiden Versionen miteinander zu vergleichen. Die anderen waren die Twilight Tear, Big Beautiful Doll, der Ferocious Frankie, Old Crow und Susy. Eine eindrucksvolle Vorführung der Mustang, eine Mischung aus Geschwindigkeit und Eleganz.


Die Polikarpov I-15 ist die letzte verbliebene. Sie war das zweite mal in Duxford, Pilot war der Kunstflieger Oleg Federov. Die Polikarpov hatte ihren Erstflug 1933 und wurde hauptsächlich im spanischen Bürgerkrieg eingesetzt. Sie war der letzte sowjetische Doppeldecker; diese Maschine hier wurde in Novosibirsk restauriert.

Noch eine B17, diese ist allerdings von Saab. Sie wurde 1937 konzipiert als Aufklärer, wurde aber später zum Sturzflugbomber umfunktioniert, ihre auffälligen Knieschoner dienen ihr als Sturzflugbremse. Sie waren bis 1948 im Einsatz, 20 von ihnen dienten aber bis in die 60er als Zielflugdarstellung. Seit 1997 tourt die Saab durch skandinavische Airshows, aber erst jetzt konnte man sie erstmals hier in Duxford bewundern. Sie ist eine von nur 383 gebauten und gehört zusammen mit einer Schwestermaschine zum schwedischen Luftwaffenmuseum.


Weitere Teilnehmer, ohne weitere Erklärungen, waren die Bücker Jungmeister 131, Corsair, DH-9 Dragon, Tigermoth, Chipmunk, Hurricane, Gloster Gladiator, Lockheed 12A, Yak11 und einiges mehr.

Sie sehen, Oldtimerfans kommen voll auf ihre Kosten!


Mindestens genauso interessant wie die finalen Überflüge waren das Taxen und die Starts aller Teilnehmer. Dabei hatten wir das Glück, nicht nur alle Maschinen für die Überflüge in Duxford zu sehen, sondern auch für den Flypast über London.

60 Jahre zuvor fand zum Kriegsende eine riesige Luftparade über London statt mit Teilnahme von 25. Staffeln. Nun, am 10. Juli fand wieder ein Überflug statt, natürlich in etwas kleinerer Größenordnung.

Teilnehmer waren 5 Gruppen von Weltkrieg II Flugzeugen: die erste Gruppe waren DeHavilland Rapide, die zweite bestand aus der Lockheed 12A, den Ansons und der Catalina, die dritte waren drei C-47 Dakota, angeführt von der Maschine des BBMF, die vierte waren die schweren Bomber, also die beiden B-17 zusammen mit den B-25 Mitchell, und die fünfte Gruppe waren schließlich unsere alten Bekannten von der BBMF, die Lancaster zusammen mit einer Spit und einer Hurricane.

Alle Maschinen formieren sich bei der Rückkehr zu einem Pulk, dem Balbo, und kommen mehrmals über den Platz.

Das war der Höhepunkt, auch die Teilnehmer aus London schwebten wieder ein, und die Flying Legends Flugshow 2005 war beendet. Sofort im Anschluss machen sich viele Teilnehmer, auch die Besucher in ihren Privatmaschinen wieder auf den Heimweg.


Sie kennen mich als Jetfan, aber ich hatte so viel über die Shows in Duxford gehört und wollte mir einfach mal selbst ein Bild machen. Mit ganz wenigen Worten auf den Punkt gebracht: ich war begeistert.

Es ist eine Show, die man sicher nicht jedes Jahr sehen muss, weiß es letztendlich doch meistens die gleichen Teilnehmer bleiben werden, aber fällt eindeutig in die Rubrik: muss man mal gesehen haben. Und wenn man dann noch so ein Wetterglück hat…


Ihr und Euer Kai Haarmann


Auch von diesem Tag gibt es (zusammen mit dem Besuch bei der BBMF in Coningsby eine DVD bei www.vph-airshowvideos.de.

Das war der zweite Teil des Reports über die Flying Legends Airshow 2005.

Den ersten Teil finden Sie hier:


===> Flying Legends Airshow Duxford 2005 - Bodenausstellung


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