Hallo liebe Airshowfreunde!

Wer oder was ist eigentlich Salinas? Der Ort liegt an der kalifornischen Pazifikküste rund 20 km westlich von Monterey, einem touristischen Höhepunkt am Highway Nr. 1. Dort findet jährlich eine zivile Airshow, allerdings mit militärischer Beteiligung statt. Und wenn man sich die Teilnehmerliste ansieht, müssen die "Militärpuristen" zugeben, dass sich manche Airforce-Show eine solche Liste wünscht.

Ich hatte beim Filmen der Show Riesenglück, weil das Wetter leider beileibe nicht immer so ist, wie man es aus den kalifornischen Hochglanzbroschüren gewöhnt ist, sondern auch mal Regen und Nebel einem die Suppe mächtig versalzen können. So geschehen am zweiten Showtag in Salinas, als Hochnebel für zahlreiche Ausfälle, unter anderem der Blue Angels gesorgt hatte. Als Videoproduzent habe ich mir natürlich das bessere Wetter für den Film reserviert, so dass bei den Fotos der eine oder andere graue Himmel zu sehen ist.

Grau, aber warm

Frühmorgens, noch kein Zuschauer in Sicht

Wenn man die Shows in Europa und Amerika vergleicht, wird man zugeben müssen, dass wir die klar besseren haben. Die Vielfalt und auch die Qualität sind bedingt durch die vielen verschiedenen Luftwaffen wesentlich höher. Was aber zumindest für uns die amerikanischen Veranstaltungen so attraktiv macht, ist die Tatsache, dass für uns alles exotisch ist, weil wir es in Europa nicht zu Gesicht bekommen. Dazu kommt, dass die Amerikaner einen wesentlich höheren Wert auf die reinen Showteile legen.

Nicht umsonst haben Piloten wie Sean D. Tucker und viele weitere dieser Branche Kultstatus, wogegen Kunstflieger dieser Bauart in Europa eher als Lückenfüller angesehen werden. Dazu kommen viele weitere Highlights wie Autos mit Jettriebwerk, Drachenflieger mit Pyrotechnik, Twilightshows im Dunklen, martialische Explosionen, autofressende Saurier und vieles mehr. Das ist in meinen Augen genau das, was die etwas brachliegende Airshowszene in Europa dringend gebrauchen könnte. Jedes Jahr ist der gleiche Zirkus unterwegs, es ist eine Routine eingekehrt, die irgendwann in Langeweile ausarten könnte.

Es finden Symposien statt mit der Frage, wie man mehr Attraktivität schaffen könnte, aber außer erhöhten Eintrittspreisen ist bisher niemandem etwas eingefallen. Einige solcher Acts bei uns einzuführen würde uns mit Sicherheit nach vorne bringen. Umgekehrt würde das nicht funktionieren, also unsere Fülle an verschiedenen Jets in den USA vorzuführen. Die haben eben nur das, was eh schon fliegt und viel Show, aber die brauchen auch keine Wiederbelebung, weil dort das Publikum wie ein Mann dahinter steht. Im Gegenteil herrscht dort eine Stimmung wie beim Endspiel, wenn die Angels ihr Programm beginnen. Und dort hat man auch kein Problem mit Patriotismus, der bei uns entweder durch Coolness oder behördlich verordnete Nestbeschmutzung unterdrückt wird.

Allgegenwärtige Nachwuchswerbung...

...und allgegenwärtiges Trauma

So sieht ein Fan aus!

Die amerikanischen Shows zeichnen sich durch recht günstige Eintrittspreise aus, aber dann hat man noch nicht automatisch die Chance auf einen guten Platz. Meist sind rund vier Fünftel der Crowdline reserviert für zusätzlich zahlende Besucher in sogenannten Boxseats oder den Grandstands, riesigen Tribünen. Die kosten natürlich extra. Ohne diese Sonderausgaben landet man in den Randbereichen, bis zu einem halben Kilometer entfernt vom Showcenter.

Die Morgensonne schiebt sich über den Horizont und ich schiebe mich noch durch die Bodenausstellung. Diese ist eine absolut typische für dieses Land. Sie wird nicht wie meist in Europa in langen Reihen abgesperrt, sondern befindet sich großflächig mitten im Publikum. Die Auswahl an Weltkrieg 2 Fightern ist ungleich größer als bei uns, fast alles ist noch flugfähig. Auch mit Emblemen aus dem 3. Reich sieht man es dort nicht so eng wie bei unseren deutschen Altvorderen. Es gehört nun mal in die Zeit und fertig.

Im Folgenden noch ein paar weitgehend unkommentierte Eindrücke der Bodenausstellung:

Noch leerer Grandstand

Co-Sponsor und Aerobaticteambetreiber

Britischer Hunter

Lightning

Warbirds ohne Ende

Nasen

parade

Chromblitzende Mustang

Me-109; kein Emblem-Problem

Noch mehr Chrom

Noseart

Es gab nicht nur Oldies: Orion

F/A-18 vom Playboy

Black Hawk


Die traditionelle Art, Airshows zu starten, ist der Heritage Flight, ein Flug der Air Force mit alten und neuen Typen, und das Absingen der Nationalhymne. Den Opener bzw. Wachmacher gab eine F-16 der USAF, die kurz zuvor noch im Heritage Flight eingebunden war.

Amerikanisch-kanadischer Flaggenflug

Rarität: Lightning

Heritage Flight

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Sean D. Tucker mit seiner orangefarbenen Pitts Special vom Team Oracle hat über 20.000 Flugstunden (alle Angaben sind vom Stand 2004), hat weit über 700 Vorführungen auf über 300 Airshows gezeigt und dabei mehr als 60 Millionen Fans begeistert. Über die Hälfte seiner Manöver sind einzigartig und wurden nie von anderen Piloten geflogen, zum Beispiel sein 100 Meilen schneller Rückwärtsflug, Schwanz zuerst senkrecht nach unten. Außerdem rühmt sich das Team Oracle als das beste im Geschäft, weil seit 12 Jahren noch nie eine Vorführung wegen technischer Probleme ausgefallen ist. Seine Spezialität ist der Ribbon Cut, also im Rücken- und Messerflug drei Bänder über der Runway durchzuschneiden. Bei seiner Flugweise ist er aber meiner Meinung nach ein hoffnungsvoller Kandidat, bald in der Statistik über Flugunfälle aufzutauchen; er gibt sich alle Mühe.

Er hat bereits folgende Preise eingeheimst: es begann 1988 als National Advanced Aerobatic Champion, 1992 den Art Scholl Showmanship und den Bill Barber Award, 1997 den Flyers Readers Choice Award, 1999 bis 2001 wurde er CASPA Challenge Champion und 2003 wurde er vom Smithsonian Air & Space Museum zu einer der 25 lebenden Legenden der Fliegerei ernannt. Und das war bei weitem nicht alles.

Sean D. Tucker


Er ist allerdings in bester Gesellschaft, z. B. von Michael Goulian. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade 36 und flog eine Cap 232. Er ist verheiratet und hat keine Kinder, spielt gerne Hockey, und wenn er mit jemandem tauschen dürfte, dann sollte es Juan Pablo Montoya sein. Ihm wurde die Fliegerei in die Wiege gelegt, angefangen hat er mit Flugzeug waschen und Hangar putzen. Seine ersten Flugstunden bekam er 1984, und wohin das geführt hat, sehen wir hier. Im Airshowzirkus ist er bekannt für seine Professionalität und die Tatsache, dass ihm Sicherheit über alles geht. Eine Behauptung, an der man zwangsläufig zweifeln muss, wenn man seine Performance sieht. Er kommt aus Massachusetts, sein Trainer ist Sergej Boriak aus Kasachstan; der ist übrigens auch ehemaliger Coach des US World Aerobatic Team. 1990, mit 22 wurde er US Advanced Aerobatic Champion, 1992 bester männlicher US-Kunstflieger, 1995 noch einmal US Champion in der Unlimited Kategorie. 1994, ´96 und ´98 war er Mitglied des US Aerobatic Teams. Er unterstützt auch, zusammen mit Sean Tucker, hoffnungsvolle Stars of Tomorrow. Einer davon war Sean de Roizier, der aber leider auf der Miramar Airshow bei einem Absturz den Tod fand.

Mike Goulian


Der nächste Kollege scheint geradezu süchtig nach Risiko zu sein, verpackt seine Darbietungen aber immer in komödiantischen Einlagen. 1968 wurde das Unternehmen Pietsch Airshows von Al Pietsch und seinen Freunden gegründet. Das hier ist Kent Pietsch, einer seiner Söhne auf einer Piper Cub. Ihm fliegen laufend irgendwelche Teile weg, direkt nach dem Start das Querruder usw. Der Typ muss einfach ne Schraube locker haben, aber seine Shows sind grandios. Solange alles gut geht.
Später zeigte er den sogenannten Dead Stick. Das heißt, er schaltet in einer Höhe von rund 2000 Metern den Motor ab, wirft die Raucherzeuger an, gleitet ein paar Minuten und landet direkt vor den Zuschauern. Kurz vor Ende folgte dann noch eine Landung auf einem fahrenden Wohnmobil.

Kent Pietsch


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Die Showcopter sind hier in Salinas beheimatet wie übrigens auch Sean Tucker. Jim Cheatham ist der Chef, seine Kollegen sind Chris Gularte und Bob Bolton. Ihr Erfolgsrezept sind die Helikopterflugstunden, die sie per Funk dem Publikum geben. Jims Erfolgsstory, er ist übrigens ehemaliger Agrarflieger, begann 1991 mit ersten Hubschrauberkunststückchen. 1996 begannen zaghafte Übungen mit zwei, später mit drei Robinsons. Ängstliche Anwohner hatten wegen der absonderlichen Flugfiguren zunächst reihenweise Flugunfälle befürchtet und hielten die Polizei auf Trab. Seit 1998 fliegt ein etwas größerer Robinson R44 Newscopter als Führung, eingebaut ist eine gyrostabilisierte Kamera, die dem Publikum während der Show fantastische Aufnahmen bietet.

Showcopter


Auch so was gibt es nur in den Staaten. Der Dragster heißt Smoke and Thunder und kommt von der Air Force Reserve. Bei jeder Vorstellung verbraucht der Wagen rund 170 Liter Diesel mit dem 10.000 PS starken Triebwerk. Innerhalb weniger Sekunden erreicht er 400 Meilen, der Pilot muss beim Beschleunigen 4,5 G, beim Abbremsen sogar -11 G aushalten.

Das Triebwerk kommt ursprünglich aus einer T2 Buckeye, das Chassis besteht aus Aluminium und Magnesium, das Gewicht liegt bei knapp 1,2 Tonnen. Zur Sicherheit sind ein bordeigenes Feuerlöschsystem und ein zweiter Bremsfallschirm eingebaut. Der Besitzer und Fahrer Scott Hammack hat den Wagen 1985 auf dem Airshow Council vorgeführt und ist sofort mit einer Handvoll fester Buchungen nach Hause gegangen. Seine Hauptliebe gilt Autos, Pilot wollte er auch werden, fand aber nicht die Zeit dazu. Zur Crew gehören seine Frau Linda und Bill Braack, ein Flugingenieur der Air Force Reserve.

Später hat er noch ein Rennen gegen Michael Goulian gefahren, das Ende dürfte klar sein. Er hat aber auch schon Races gegen F-14, F-15, F-16 und F-117 gefahren. Ein wesentlich größerer Bruder ist Shockleys Jet Truck mit drei Triebwerken, der wird in meinem Report / Film über Miramar zu sehen sein, unter anderem bei einem Rennen mit einer F-18.

Smoke and Thunder


Das war der erste Teil des Reports über die Salinas Airshow 2004.

Die Fortsetzung finden Sie hier:


===> Salinas Airshow 2004 - Teil 2


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