Zur Helikopterbasis Gilze Rijen in den Niederlanden kamen am Freitag, dem 5. Juli 70.000 Zuschauer, am Samstag noch mal 200.000. Der Tag der offenen Tür fand 2002 leider zum letzten Mal auf dieser Basis statt. Es gab kein erwähnenswertes Jubiläum zu feiern, es war nicht mehr und nicht weniger als der Tag der offenen Tür der Niederländischen Luftwaffe. Gilze war zum 5. Mal die gastgebende Airbase. Die Luftwaffenführung hat den Beschluß gefasst, ab 2003 die Airshows nur noch zwischen Leeuwarden, Twenthe und Volkel wechseln zu lassen, also den F-16 Basen. Das kann dem Zuschauer nur recht sein.

In der Bodenausstellung gab es außer dem deutschen Monstertornado eigentlich nichts außergewöhnliches zu finden. Das Rennen um den Nachfolger der F-16 schien gelaufen, daher stand auch lediglich von der XF-35 noch ein Mock Up dort; von den Konkurrenten, der XF-32, der Gripen, des Eurofighter und der F-18 war nichts mehr zu sehen.

Monstertornado

Nette Abwechslung im Static

Mi-24 Hind

Den Opener der Airshow hat um 10:oo Uhr ein Draken der österreichischen Luftwaffe gemacht. Die Österreicher haben Mitte der Achtziger 23 J-35Ö als primäre Abfangjäger geliefert bekommen. Damals hatten sie ein Heidentheater um die Beschaffung gemacht, ähnlich wie jetzt beim Kauf des Nachfolgers für die Draken.

Ein belgischer Alphajet hatte Glück, dass er hier noch fliegen konnte. Ein paar Tage später wurden für einige Zeit alle Maschinen dieses Typs gegrounded. Aus dem Grund konnten auch die Patrouille de France in Fairford nicht fliegen.

Saab J-35Ö, einer der letzten ...

... einsatzbereiten Draken dieser Welt

Die AH-64 ist der vielleicht beste Kampfhubschrauber der Welt. Der Prototyp erhob sich am 30.09.75 zum Erstflug, damals noch von Hughes. Als 1985 die Firma von McDonnell Douglas übernommen wurde, erhielt der AH-64 den Namen Apache. Der Hubschrauber bietet in punkto Panzerung, Bewaffnung und elektronische Gegenmaßnamen maximalen Schutz. Sein Waffenkontrollsystem besteht aus zwei Kameras, einer Laserzielbeleuchtung und einem Laserentfernungsmesser. Diese Geräte sind gekoppelt mit einem Navigationssystem, was der Besatzung bei Tag und Nacht die eigene Position und die des Feindes anzeigt. Die wichtigsten Komponenten der Maschine sind durch die Panzerung gegen 25mm Munition geschützt.

Die eigene Bewaffnung umfasst eine 30mm Kettenkanone, 16 Hellfire AGM-11A4 (Antipanzer) Raketen und 76 ungelenkte Luft-Boden Raketen. Der Apache lässt sich sogar für Luft-Luft Gefechte mit Stinger, Sidewinder oder Mistral bestücken.
Bis zur Einführung des Apache Longbow hat alleine die US Army 813 AH-64 gekauft, außerdem konnte sich die Maschine gegen Angebote der Verbündeten durchsetzen und ist unter anderem auch in England und in den Niederlanden gekauft worden.
Die technischen Daten sprechen ebenfalls für sich, wobei man immer dazu sagen muß, dass die Angaben je nach Quelle sehr variieren können: so erreicht er 365 km/h Höchstgeschwindigkeit und hat eine Reichweite von 480 Kilometern, mit Zusatztanks knapp 700. Von den Niederlanden wurden 30 Stück gekauft, die sind hier in Gilze Rijen auf die 301. und 302. Squadron aufgeteilt.

McDonnell Douglas

AH-64

"Apache"

Zum Standardprogramm gehörte auch die gute alte Fouga, danach rollte die Douglas AD Skyraider, eines der bedeutendsten Trägerflugzeuge der Nachkriegszeit zum Start. Sie wurde bis 1957 3.180 mal gebaut.

Douglas AD Skyraider

Skeptischer Blick aus dem Publikum

Die Red Arrows hatten das große Glück, an diesem bedeckten Wochenende eine dünnere Wolkendecke zu erwischen. Man kann ja Vorlieben für das eine oder andere Team haben, aber fliegerisch sind die Engländer einfach das Non Plus Ultra. Die Präzisionsakrobaten am Knüppel waren Spike Jepson, David Thomas, John Green, Tony Parkinson, Christian Gleave, Jas Hawker, Myles Garland, Chris Carder und Justin Hughes.

Trotz "besseren" Wetters...

... nur graue Fotos:

"Red Arrows"

Die Tornado GR4 ist eine modifizierte GR1. Die GR1 fliegt in Deutschland unter der Bezeichnung IDS (Interdiction Strike). Die GR4 unterscheidet sich durch modernisierte Avionik; die Briten haben 116 Maschinen umgerüstet.

Die W-3 Sokol von der Firma PZL Swidnik ist der Nachfolger der Mi-2 Hoplite; das kam durch den Erwerb der Herstellungslizenz. Die Sokol ist allerdings größer, hat bessere Avionik und bietet Platz für 12 Soldaten. Die aus Gilze war eine Sanitätsversion, ansonsten besteht die Bewaffnung aus verschiedenen Luft-Boden Raketen, Minenwerfer oder Panzerabwehrraketen, dazu kommen noch zwei 23mm Kanonen.

Die Phantom war der letzte Teilnehmer vor der Mittagszeit, dann zogen verschiedene Oldtimer, unter anderem das Fokker Four Team seine Runden.

Tornado GR-4

W-3 Sokol

Phantom F-4 F aus Rheine

Pausenfüller

Noch einmal eine Schüppe draufgelegt im Vergleich zu den Vorjahren haben die Niederländer bei der Airpower Demo. Teilgenommen haben natürlich die Apaches, aber auch jede Menge Cougars, BO-105, Chinooks, auch die F-16 mit einer Airfield Attack, natürlich jede Menge Bodentruppen und eine C-130. Auch für die Fans der Pyrotechnik wurde viel getan…
Ein Schmankerl gegen Ende war eine Formation der F-16 mit einer Spitfire.

Airpowerdemo der RNLAF:

F-16 Airfield Attack

Apache

Cougar, Chinook & Apache

Chinook

Leicht verbesserungswürdige Formation

KC-10 Tanker

Holländische Spit mit F-16

Das zweite Team waren die polnischen Orliks. Die erste Version der PZL-130 Orlik hatte im Oktober 1983 Erstflug, damals noch mit Kolbenmotor. Ab 1990 wurde sie nur noch mit Propellerturbine hergestellt, später mit der 960 PS Turboversion. Und genau die wurde auch vom Team geflogen.

"Orliks"

Es folgte eine der 100 italienischen Tornado IDS, eine Aermacchi MB-339, und den dritten Azzurro machte die Alenia G-222. Sie zeigte das volle Programm inclusive dreier Fassrollen und eines Turns mit einem abgestellten Motor und der sogenannten Sarajewo-Landung. Es klappte wunderbar, der Pilot hat wieder viel Bewunderung eingeheimst, das hat ihn aber nicht davor bewahrt, zwei Wochen später bei einem wesentlich entschärften Display eine Bruchlandung in Fairford hinzulegen.

Tornado IDS der AMI

Alenia G-222

Der Stolz aller Niederländer bei Airshows ist das Display der sonderlackierten F-16 mit Richard Buis im Cockpit. 2001 und 2002 wurde das Display von der 312. Squadron aus Volkel gestellt.

Display F-16 "Teamwork"

Die B-25 der Duke of Brabant Air Force wurde 1944 gebaut, Ende 1989 in Los Angeles gekauft und ist seit 1990 in Eindhoven stationiert.

B-25 Mitchell ...

... aus Eindhoven

Das dritte Team in Gilze waren die Royal Jordanian Falcons, die 2002 geradezu inflationär oft auftraten.

Royal Jordanian Falcons

Es folgten ein paar schnelle Überflüge einer britischen Jaguar, danach zeigten die Tschechen ihre Mi-24 Hind. Bei Indienststellung der Hind durch die rote Armee Anfang der Siebziger hatten viele westliche Militärs Panik in den Augen. In vielen Krisengebieten wie Angola, Afghanistan, Athiopien und Nicaragua hatte das sogenannte rote Monster den Nimbus der Unbesiegbarkeit, was sich dann aber doch überraschend schnell änderte.
Die Verletzbarkeit gegenüber zum Beispiel Stingerraketen führte zur Einführung von Infrarot Störsendern, Düppelwerfern und Abgaswärmereduzierung, allerdings ging das alles auf Kosten der Leistung.
Die Exportversion der Hind ist die Mi-35.

Das französische F-1 Team "Voltige Victor" fehlte ebenso wenig wie die deutsche MiG-29 mit Ollie Prunk am Steuer. Die Basis in Laage ist seit Frühjahr 2002 all seine Phantoms los, Ende 2004 sollen voraussichtlich die deutschen MiG's ausgemustert sein, die beiden Muster haben dann Platz gemacht für den Nachfolger Typhoon.

Mi-24

"Hind"

MiG-29 / Laage

Zwei magere Überflüge, und das nur am Samstag, zeigte eine B-1 B, und das auch noch bei ganz miesem Wetter; schade!

Als letztes Team, dummerweise immer während des einzigen Schauer des Tages, starten die Patrouille Suisse. Im Cockpit sitzen der Leader Daniel Stämpfli, Right Wing Thomas Peier, Left Wing Nicolas Mauron, Slot Nils Hämmerli, First Solo Marcel Mühlethaler und Second Solo Daniel Siegenthaler. Als Commander beobachtet Daniel Hösli alles vom Boden aus, die Sprecher sind Mario Wininger und Alban Wirz.

Heimlich von hinten: die B-1B

Schlußpunkt im Regen

Die "Patrouille Suisse"

Damit schlossen sich die Pforten von Gilze Rijen. Das Programm war sicher 2001 etwas besser, wohl auch wegen des Wettstreits um den F-16 Nachfolger, aber gerade wir gebeutelten Deutschen sind schließlich dankbar für jede Flugveranstaltung, die wir ohne Zwischenübernachtung besuchen können.


Ich bedanke mich für Ihr Interesse, in Holland sehen wir uns 2003 in Twenthe, aber zwischendurch gibt es ja noch genug andere Airshows.

Bis dahin alles Gute,
Ihr und euer Kai Haarmann


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