History:

Die Frecce sind die Erben des Aerobatic Formationsfluges, der aus der High Performance Aerobatic Schule von Campoformido aus den frühen 30ern stammt. Sie stehen am Ende einer Kette berühmter Teams aus den letzten 70 Jahren mit dem Wegbereiter Colonel Rino Corso Fougier. Im Jahre 1930 gründete er die erste Fünfer-Kunstflugstaffel aus seinem Geschwader. Viele andere Jagdgeschwader bildeten auch eigene Teams, bis der Zweite Weltkrieg für Unterbrechung sorgte.

Danach bildeten sich Gruppen wie "Lancieri Neri", "Cavallino Rampante", "Getti Tonanti", "Diavolo Rossi" und "Tigri Bianche"; sie sind nun Legenden. Ende 1960 entschloß sich die Luftwaffenleitung, ein ständiges nationales Team in Rivolto zu etablieren, und so wurde die 313. Aerobatic Training Squadron, die Frecce Tricolori gegründet, wenngleich das eigentliche Entstehungsdatum der Frecce erst der 1. März 1961 war.

Zwei Besonderheiten zeichnen das Team aus: erstens ist es mit zehn Maschinen das größte der Welt, zweitens sind die Displaypiloten 100% operativ, das heißt sie erfüllen ihre Frontaufgaben wie andere Fighterpiloten auch. Ihre Maschinen können in kurzer Zeit für Kriegszwecke umgerüstet werden.

Die Homebase und die Maschine:

Der Stützpunkt der tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten ist der Flugplatz " Mario Visitini" in Rivolto. Kunstflug hat bei den italienischen Luftstreitkräften immer schon eine große Rolle gespielt. Ende 1960 entschloß sich das Kommando der Luftstreitkräfte, ein eigenes Team aufzustellen. Mit der Aufgabe wurde die 313. Aerobatic Squadron betraut. Am 1.Juli 1961 wurde diese Staffel Frecce Tricolori getauft.

Die Frecce Tricolori haben sicher den feurigsten Ruf unter den europäischen Staffeln. Sie hatten immer schon den Vorteil, mit leistungsfähigen Maschinen ausgerüstet zu sein. Bei Gründung 1961 war es die F86 Sabre, nach zwei Jahren sind sie auf die Gina, die Fiat G-91 umgestiegen, und nach weiteren 18 Jahren auf die Aermacchi MB-339 PAN.

Die MB 339 ist eine italienische Eigenproduktion. Wenn sie nicht gerade bei der 313. Gruppo Addestramento Acrobatico oder kurz PAN für Pattuglia Acrobatica Nazionale, so die nationale Bezeichnung der Frecce, Dienst tut, dient die Maschine als Fortgeschrittenentrainer bzw. leichtes Erdkampfflugzeug. Sie erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 900 km/h und eine Reichweite von 2200 km. Alle 150 Flugstunden findet eine gründliche Untersuchung statt. Nach 1500 Flugstunden, was ungefähr 7 Jahren entspricht, erfolgt eine Generalinspektion, nach ca. 5000 Flugstunden geht es endgültig zur Entsorgung.

Das Team und die Show:

Die Pattuglia Acrobatica Nationale ist seit 40 Jahren das Aushängeschild der italienischen Luftwaffe. Die aus zehn Maschinen bestehende Formation ist das derzeit größte Jet-Aerobatikteam und hat die primäre Aufgabe, Italien, die italienische Luftwaffe sowie Ausbildungsstand und Können italienischer Luftwaffenpiloten weltweit ebenso zu repräsentieren wie die wirtschaftliche und industrielle Leistungsfähigkeit Italiens.

Die Frecce haben eine riesige Fangemeinde und weltweit 80 Fanclubs; die weitesten sind die aus Peking und aus den Arabischen Emiraten. Die Voraussetzungen, als Pilot aufgenommen zu werden, sind erstens mindestens 1.000 Flugstunden, zweitens volle militärische Einsatztauglichkeit, sie müssen drittens aus einer Fighter Group kommen und dürfen viertens nicht älter als 30 sein.

Jedes Jahr stoßen zwei Neue ins Team, die von Oktober bis April für die neue Saison eingearbeitet werden. Die Trainingsflüge beginnen mit kleinen Formationen, um den Neulingen ein Gefühl für engen Formationsflug zu geben, da die Abstände teilweise nur zwei Meter betragen. Jeder hat seinen festen Platz, und sollte ein Pilot krank werden, wird er nicht ersetzt, sondern man beweist Mut zur Lücke. Die Frecce haben zwar eine Ersatzmaschine, aber keinen Ersatzpiloten, weil die Rolle eines jeden einzelnen so komplex ist, daß der Ersatzmann alle Positionen perfekt beherrschen müßte. Das Risiko dabei ist zu groß, so daß lieber auf den 10. Mann verzichtet wird.

Die Frecce starten ihre Displaysaison normalerweise am 1. Mai auf ihrer Homebase in Rivolto vor Zehntausenden von Zuschauern, die nur aus Mitgliedern der Fanclubs bestehen und nur für dieses eine Display kommen.

Pro Jahr fliegen sie auf rund 40 Airshows; insgesamt haben sie es jetzt auf rund 2300 Vorführungen gebracht, haben schlaue Statistiker errechnet. Die Frecce Tricolori reißen auf der ganzen Welt immer wieder zu Begeisterung pur hin, ihr Bekanntheitsgrad ist extrem hoch. Dazu trägt sicher auch bei, dass sie mit zehn Maschinen die größte Staffel der Welt sind.

Die Teammitglieder müssen bei ihrem Eintritt mindestens 1000 Flugstunden aufweisen und bleiben dann 4-5 Jahre bei den im Team, bevor sie wieder zu ihren ursprünglichen Aufgaben bei der Luftwaffe zurückkehren. Einige Teammitglieder waren aber wesentlich länger dabei wie der einzige deutschsprachige Pilot Norbert Walzl.

Die Piloten betreiben fast das ganze Jahr über Kunstflug. Lediglich während der Wintermonate übt Gruppe den zweiten, militärischen Teil ihres Auftrags, nämlich offensive Luftunterstützungsaufgaben und taktische Luftaufklärung.

Im Hintergrund unterstützen an die 60 Menschen das Team und sorgen für die Wartung der Flugzeuge, Organisation, Planung und Durchführung der Kunstflugvorführungen sowie die Öffentlichkeitsarbeit.

Der Rauch wird übrigens ganz simpel erzeugt, indem aus einem kleinen Rohr ein dünner Strahl Dieselöls in den Abgasstrahl gespritzt wird. Diesen Rauch kann man dann unter Hinzugabe diverser Farbstoffe in den jeweiligen Landesfarben erstrahlen lassen.

Wer die Frecce nicht nur in der Luft, sondern auch nach und vor ihren Displays beim "Bad in der Menge" erlebt hat, der kann kann sich die einmalige Beliebtheit des Teams bei den Italienern und weltweit bei den Fans erklären. Die Mischung aus Coolness und offener Herzlichkeit stellt genau das dar, was man bei seinen Idolen sehen will. Autogrammstunden, Gespräche mit und Präsenz bei den Fans sind selbstverständlich. Gepaart mit dem Perfektionismus in der Luft haben sie das Rezept gefunden, auf jeder Airshow nicht nur ein, sondern das Highlight zu sein.

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Die Gallery der Frecce gibt's in der Rubrik "Good Shots" unter "Gallery-Aerobatik Teams"!

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Ihr und Euer Kai Haarmann


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