Turnusgemäß am ersten Septemberwochenende fand die Hauptshow der Belgian Air Force statt; nach 1993 und 1997 war auch 2001 wieder die Base Aerienne Offenberg im belgischen Florennes Gastgeber.

History:
Beheimatet ist hier das 2. Geschwader mit der 1. "Stingers" und 350. "Ambiorix" Staffel, beide mit F-16 A und B, teilweise auch schon mit den modernisierten F-16 A/M ausgerüstet. Die ehemals zugehörige 2. Staffel wurde im Zuge der Reorganisation der belgischen Luftwaffe Anfang des Jahres 2001 aufgelöst.

Zu verdanken haben die Belgier den Flugplatz den Deutschen, die ihn gebaut haben und ab 1943 die ME-110, außerdem Ju-88 und Focke Wulf 190 von hier operieren ließen. Allerdings dauerte die operationelle Nutzung durch die Deutschen nicht allzu lange, im September ´44 wurde Florennes von den Amerikanern eingenommen und kurz darauf starteten B-24 Bomber von dort. Bis 5 Monate nach Kriegsende konnte man auch noch die Lightning, die Thunderbolt und die Marauder sehen.

Als die Belgier im Mai 1946 die Basis übernahmen, hat es noch weitere 16 Monate gedauert, bis die eigenen ersten Spitfire landeten. Im Juni 1951 schließlich kamen mit der F-84 E Thunderjet die ersten Jets, 1955 dann die F-84 F Thunderstreak.
Nach weiteren 15 Jahren löste sie die Mirage 5 B ab. Sie hat 18 Jahre lang erfolgreich Dienst getan, bis 1988 die ersten F-16 einschwebten.

Airshow:
Der Weg zur Crowdline führte durch eine eindrucksvolle Allee von Fightern. Das Static Display war reichhaltig, zeigte aber keine außergewöhnlichen Überraschungen. Da die Basis Ausrichter des TLP (Tactical Leadershop Programme) ist, haben die Organisatoren keine Probleme gehabt, auch nicht ganz so alltägliche Teilnehmer wie Starfighter, A-10, griechische F-16, türkische Phantoms, aber auch Mirage 2000N, Super Etandard, Jaguars, AMX, MB-339, Hornets und eine F-15 C zu präsentieren. Blickfang waren jedoch wieder die Sonderbemalungen verschiedener belgischer Staffeln und die "Black Thunder" vom JaBoG 31 aus Nörvenich.

"Terminator" Variante

Leitwerk der 1. Sqn.

"Black Thunder" aus Nörvenich

Die restliche Ausstellung bestand aus verschiedenen Kampf- und Transporthubschraubern, einer Casa CN-235, dem Supporter der marokkanischen Staffel Green March, die endlich wieder einen ihrer seltenen Auftritte in Mitteleuropa bestritten haben, und einer ungarischen AN-26.

Die Airshow Florennes stand aus zwei Gründen unter keinem besonders guten Stern. Obwohl wegen des großen Programms die belgischen Shows immer zur ersten Garnitur zählen, hat der gigantische rund 500 Meter große Sicherheitsabstand zur Runway und zur Displayachse allen Fotografen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Selbst die Pressevertreter mußten sich unters Volk mischen, und so können wir Ihnen leider nicht die Art von Fotos liefern, die Sie von uns gewohnt sind. Man sagte uns, daß in Zukunft überall die gleichen Bedingungen gelten würden, und damit wird den Zuschauern bei den an und für sich hochwertigen Airshows in Belgien viel Toleranz abverlangt.

Zum anderen war leider kein Spätsommer-, sondern Frühherbstwetter angesagt. Am Samstag hat sich der Himmel erst gegen Ende eines Besseren besonnen, dafür regnete es am Sonntag bereits nach Beginn des Hauptprogramms. Daher werden Sie in diesem Report auch vergeblich die Patrouille de France suchen, die erst für Sonntag abend angesagt war.

OPS-Zone: Fouga-Team

Fouga im Anstrich der Red Devils

Vampire

Aber wenden wir uns den positiven Dingen zu: zu sehen war zum Beispiel eine Formation von vier Fouga Magister. Drei davon waren die letzten Exemplare der Aerobatictruppe Red Devils, die in den 50ern und 60ern ihre große Zeit hatten. Sie wurden 1977 aufgelöst, hatten allerdings 1996 zur Feier des 50. Geburtstags der Belgischen Luftwaffe in Brustem St. Truiden noch mal Wiederauferstehung und auch an diesem Wochenende gingen sie zur Freude aller Fouga-Fans noch mal in die Luft. Das Display war nicht besonders spektakulär, aber schließlich flog kein eintrainiertes Demoteam, sondern es wurde nur für die Show zusammengestellt. Auf ein Solodisplay der Fouga wird man seit Ende der Saison 2000 verzichten müssen; der ehemalige Displaypilot Jean Paul Kotwicz Herniczek hat sein Bündel gepackt und ein Nachfolger wurde leider nicht gefunden. Wer weiß, wie oft wir die blaue Fouga mit den weißen Schwingen noch in der Luft bewundern dürfen?

Royal NAVY

Sea-Lynx

Es folgte ein junges Demoteam mit zwei Westland Sea-Lynx-Helikoptern von der Royal Navy. Die Lynx sind letztes Jahr ins Gerede gekommen, als bei einem Absturz eines niederländischen Lynx herauskam, daß bei allen Maschinen dieses Typs ein Teil an der Nabe des Hauptrotors defekt sein kann und daher fast alle (zumindest britischen) Lynx gegroundet wurden. Mittlerweile ist das Problem aber behoben.
Die Lynx sind allwettertaugliche Allzweckhubschrauber, die zur Panzerbekämpfung mit Tow-Raketen, als Transporter für 14 Soldaten inclusive Besatzung oder aber bei der Marine als U-Bootjäger eingesetzt werden. Deutschland hat die Sea-Lynx ebenfalls in der Marine in Diensten.

Gruß aus Laage: MiG-29 vom JG 73

Einer der Stars der Veranstaltung war die MiG-29, die in der Sonderlackierung der Jubiläumsairshow ihrer Heimatbasis Laage auf Tournee war. Die MiG gehört zum Jagdgeschwader 73 Steinhoff, einem gemischten Verband aus MiG-29 und Phantom. Der Namenspatron des Geschwaders war Jagdflieger im 2. Weltkrieg und wurde später General der Bundeswehr. Im Krieg hat er 176 Gegner abgeschossen, aber seine größten Erfolge erzielte er in Friedenszeiten, als er als Inspekteur der Luftwaffe die Absturzserie der Starfighter drastisch reduzieren konnte. Außerdem hat er zahlreiche Fliegerpreise eingeheimst, sämtliche Lizenzen für alle Jets, die in der Luftwaffe fliegen sollten und hat es schließlich zum 4-Sterne General in der NATO gebracht. 1994 ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.
Ins Leben gerufen wurde das JG73 im Dezember 1959, und in seiner Geschichte liegen vier Namenswechsel, drei Standortwechsel, vier Waffensystemwechsel und der Wechsel von 12 Kommodores. Angefangen hat alles in Ahlhorn mit der F-86 Sabre VI.
1961 verlegten sie nach Pferdsfeld und wurden ab 1963 mit der Fiat G-91 ausgerüstet, die F-86 wurden ausgemustert bzw. einige in den Iran überführt. Gleichzeitig wechselte der Auftrag von der Luftverteidigung zum Jagdbombereinsatz, der Name änderte sich auf JaBoG 42, später mit Hinzunahme von Aufkläreraufgaben zum Leichten Kampfgeschwader 42.
Mit dem Waffensystem Phantom ab 1971 entfiel die Luftaufklärung und folglich hieß die Einheit ab April 1975 wieder Jagdbombergeschwader, diesmal 35.
1990 begann die Luftwaffe mit der Übernahme der MiG-29 aus NVA-Beständen und benannte den neuen Verband MiG-29 Erprobungsgeschwader. Im Februar ´93 schließlich hat man beschlossen, die Phantomstaffel aus Pferdsfeld und den MiG-29verband aus Preschen zusammen als JG 73 in Laage zu stationieren. Nach Auflösung des JaBoG 36 begann 1997 der gemeinsame Flugbetrieb von Phantom und MiG, und kurze Zeit später bekam das Geschwader den Namen Steinhoff. Dieser Verband wird auch der erste sein, der mit dem Eurofighter ausgerüstet werden wird.

Gewöhnt rassig präsentierte sich die Tornado F-3 der Firebirds, so nennt sich das Demoteam der 56 Reserve Squadron.

Green March

aus Marokko

Die Gruppe Green March ist das offizielle marokkanische Kunstflugteam. Die königliche Patrouille kommt seit 1998 in neuer Gliederung daher. Die Zahl der Cap 231 wurde von vier auf sieben erhöht, was natürlich ganz andere Möglichkeiten freisetzt. Ihre besondere Note haben sie behalten, nämlich in geschlossener Formation mit allen Maschinen zu starten, und als besonderer Kick sind sie durch Stricke miteinander verbunden. Die Stricke sind noch kürzer als zuvor und ihre Resistenz ist so kalkuliert, dass sie einem Luftdruck von 400 km/h standhalten.
Ebenfalls von 1998 ist die Figur, wo fünf Maschinen in 25 Runden flach trudeln. Zum Ende hin ist auch noch die grosse klassische Figur zu erwähnen, die im Guinessbuch als "Die Spiegelschleife" eingetragen ist, Cockpit gegen Cockpit, und normalerweise werden die beiden begleitet von zwei anderen sich in Formation befindenden Flugzeugen. Dies ist ein äusserst heikles Manöver, dessen Schwierigkeit sich jeder Pilot bewusst ist, und zumindest hier in Florennes hat man auf die beiden Begleitmaschinen verzichtet. Der Leader des Teams ist Jean Otelli.

Die EH 101 Merlin ist ein binationales Projekt von den britischen Westland- und den italienischen Agustawerken. Der Mehrzweckhubschrauber wird sowohl zivil als auch militärisch genutzt. Das Rotorsystem ist kleiner als das des Sea King, bietet aber 35 % mehr Leistung. Bei der Marineversion wird die EH101 neben dem Rettungseinsatz vor allem für Bekämpfung von U-Booten und Schiffen verwendet. Bewaffnet ist er mit 4 Torpedos, Tiefenbomben oder Anti-Schiffs Lenkwaffen.

Der zweite deutsche Part war eine F-4 F Phantom vom Jagdgeschwader 71 Richthofen aus Wittmund. Auch die Richthofener haben einen Werdegang über verschiedene Namens- und Standortwechsel, ich beschränke mich hier aber lediglich auf die Nennung der Geschwadernamen von Jagdstaffel 11 über JG 1 "R" gegen Ende des ersten Weltkrieges über JG 2 "R" im zweiten Weltkrieg bis zum heutigen JG 71.

EH-101 Merlin mit den Reds

F-4 F aus Wittmund

Die Folland Gnat war nicht gerade der große Wurf bei den Kampfflugzeugen, hatte aber eine sehr erfolgreiche Ära bei den Red Arrows. Der Erstflug war 1955, und eingesetzt wurde sie hauptsächlich als Trainer. Als Kampfflugzeug blieb sie immer im Schatten der Hunter, weil die Gnat aufgrund ihrer geringen Größe nicht genug Waffen anhängen konnte.

Der dritte und letzte deutsche Beitrag kam vom Jagdbombergeschwader Bölcke aus Nörvenich. Die Tornado ist von den Herstellerländern Italien, England und Deutschland zwischen 1974 und 1996 986 mal gebaut worden, die letzten wurden 1998 als IDS-Versionen an Saudi Arabien geliefert. Am Gesamtprojekt Tornado sind 500 Firmen mit rund 70.000 Mitarbeitern beteiligt.

Es folgte eine sogenannte Tactical Demonstration von drei F-16, einer Hercules und zwei Agusta A-109.
Die A-109 sind beim 17. und 18. Panzerabwehrbatallion in Bierset stationiert. Belgien besitzt zur Panzerabwehr 28 A-109 HA mit jeweils 8 Helitow-Raketen und 18 A-109 HO zur Beobachtung. Die A-109 wird seit 1970 von Agusta in Italien gebaut, aber die Maschinen für die belgischen Heeresflieger wurden in Lizenz von SABCA hergestellt.

F-16 MLU der BAF

Agusta A-109

Ein Highlight der besonderen Art war das Auftauchen von gleich zwei B-1 B Lancer, die auf dem Rückweg von der tschechischen Airshow in Hradec Kralowe zurück nach Mildenhall waren.

Die Mirage 2000 C kam von der 5. Escadrille de Chasse. Von den Mirage 2000 sind folgende Varianten im Einsatz: die zweisitzige Ausbildungsvariante 2000 B, der Abfangjäger 2000 C, der atombewaffnete Tiefflugeindringjäger 2000 N mit der Abstandskernwaffe ASMP , die nicht-nukleare Exportversion davon, die 2000-5, und der Aufklärer 2000 R.

Die Breitling Collection sorgt für ein bißchen Entspannung am Himmel über Florennes. Die Uhrenfirma ist Eigner von diversen Teams wie den Breitling Fighters, den Breitling Eagles und einigen Solisten, und die in Florennes gezeigten waren zwei SV4-C Stampe.

Für das belgische F-16 Solo Display sind 2001 sowohl Rudi Schoukens als auch Danny "Ket" Meersmann zuständig. Wobei Meersmann eindeutig die schönere Maschine flog, weil er im Jahr 2001 mit der Jubiläumslackierung der 31. Tiger Squadron unterwegs ist. Der ist allerdings an diesem Wochenende auch bei der tschechischen Konkurrenzveranstaltung gewesen, und so flog in Florennes der mindestens genau so gute Rudi Schoukens, nur eben mit Standardbemalung.

Das Wetter wurde immer besser, bereits bei Sonne folgte das Harrier Displayteam aus Wittering. Das Display war nicht so lang wie üblich, weil die Hoveringsequenzen doch recht weit außerhalb stattgefunden hätten.

"Voltige Victor"

Mirage 2000

Das Team Voltige Victor kommt aus Frankreich und fliegt die Mirage F1 C. Das Programm ist ähnlich dem des Duo Raffin Mike auf ihren Jaguars.

Die Red Arrows sind erst zwei Stunden vor ihrem Auftritt in Florennes angelangt. Wie viele andere auch hatten sie vorher in Tschechien einen Auftritt. Nach einer kurzen Verschnaufpause und dem Auftanken der Hawks haben sie ihre Professionalität bewiesen und ein absolut fehlerfreies Display abgeliefert. Einen ihrer letzten Auftritte bei den Arrows hatten Mark Cutmore und Jim Provost. Sie werden ab der Saison 2002 ersetzt durch die Flight Lts. Dave Thomas und John Green. Ebenfalls seinen Hut nimmt Andy Offer, der zwei Jahre Squadron Leader war. Am 9 November, also nach der Rückkehr von der Dubai Airshow, hat Spike Jepson sein Amt übernommen. Spike kommt von einer Harrier Einheit in Cottesmore, war aber bereits 1994 bis ´96 als Red Two und Red Eight im Team. Er wird der 16. Leader der Arrows seit deren Gründung 1965 sein.

Red Arrows

Wenigstens gegen Ende gab es Sonne satt und wer genügend Zeit mitgebracht hat, konnte sich das Vergnügen leisten, bei Sonnenuntergang noch einen Gang durch die Bodenausstellung zu machen.

Stimmung pur

Bezüglich der Fotografiermöglichkeiten können wir nur hoffen, daß wir im nächsten Jahr in Beauvechain wieder angenehmere Bedingungen vorfinden. Wir freuen uns auf die Saison 2002!


Ihr und euer
Kai Haarmann


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