Fleet Week San Francisco 2004

Fortsetzung


Die Show beginnt kurz nach Mittag mit der Durchfahrt der paradierenden Schiffe unter der Golden Gate. Wer Glück hat, sieht auch einen Flugzeugträger. In meinem Fall war es die USS Tarawa, ein Harrierträger.
Die Tarawa ist das Flaggschiff amphibischer Angriffsschiffe der US Navy. Es wurde im Mai 1976 in Auftrag gegeben und lief im Dezember 1971 vom Stapel. Es wird von zwei Dampfturbinen angetrieben, ist 254 Meter lang, die Länge des Flugdecks beträgt 40 Meter, Tiefgang 8 Meter bei einer Verdrängung von knapp 40.000 Tonnen, Geschwindigkeit 24 Knoten.

Je nach Mission beträgt die Bestückung mit Flugzeugen entweder aus:
6 AV-8B Harrier, 4 AH-1W Super Cobra, 12 CH-46 Sea Knight, 9 CH-53 Sea Stallions und 4 UH-1N Huey Helikoptern
oder
6 Harrier, 12 Sea Knights und 9 Sea Stallions.

Die Besatzung besteht aus 82 Offizieren und 882 Mannschaftsdienstgraden.
Zur Bewaffnung zählen zwei Raketenabschussvorrichtungen, vier 25mm Kanonen, zwei Phalanx und fünf Geschütze vom 50er Kaliber. Heimathafen ist San Diego.

Um das Schiff bei verschiedenen Belastungen von Flugzeugen auszutrimmen, kann die Tarawa 12.000 Tonnen Seewasser als Ballast aufnehmen.
An Bord befindet sich ein 300 Betten Hospital, vier OP's und drei Zahnarzteinrichtungen. Alleine für die Klimaanlagen werden 1.200 Tonnen Kühlmittel mitgenommen. Das Energiesystem erzeugt 14.000 Kilowatt, genug für 11.500 Häuser mit 50.000 Einwohnern. Die Dampfturbinen sind die größten je in den USA gebauten. Sie erzeugen stündlich bis zu 400 Tonnen Dampf und entwickeln 140.000 PS. An Bord befinden sich 9 Fahrstühle, zwei Transportfahrstühle für Flugzeuge und zwei horizontale Fahrsteige.

Bei dem ersten echten Einsatz der Tarawa wurden 1979 400 Vietnamesen aus der Südchinesischen See aus Seenot gerettet, wofür sie sofort auf dem Heimweg den Admiral James Flatley Memorial Award für Marinefliegersicherheit verliehen bekommen hat. Es folgten verschiedene Einsätze, wobei sie die erste Einheit war, die für über fünf Monate eine gemischte Flugzeug- und Helikoptereinheit an Bord hatte. Die Einsatzgebiete lagen zunächst immer im Süd und Westpazifik, später auch im Libanon. 1990 schließlich wurde sie bei der Operation Desert Storm eingesetzt, später folgten wieder humanitäre Einsätze bei Bangladesh. Nach zahlreichen Übungs- und weiteren humanitären Einsätzen kam sie schließlich Ende der 90er für lange Zeit ins Trockendock und steht seitdem hauptsächlich wieder im Pazifik im Einsatz.

USS Tarawa


Das nächste war die USS JOHN PAUL JONES, der erste AEGIS-Lenkwaffenzerstörer in der Pazifikflotte. Mit vier Gasturbinen erreicht sie über 30 Knoten, sie ist 154 Meter lang und hat einen Tiefgang von 9 Meter 30. Außer mit Lenkwaffenwerfern für 90 Tomahawk gegen Land- und Harpoon gegen Schiffsziele ist sie mit verschiedenen Geschützen und zwei Dreifach-Torpedo Abschussvorrichtungen ausgerüstet. Sie kann somit Ziele in der Luft, auf dem Wasser oder Land sowie unter Wasser bekämpfen. Die Besatzung besteht aus 23 Offizieren, 24 Petty Officers und 291 Mannschaftsdienstgraden. Heimathafen ist ebenfalls San Diego.

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Kommodore John Paul Jones kam aus Schottland und wird Vater der US Navy genannt. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges hat er sich einen großen Namen gemacht, eine seiner größten Taten war die Teilnahme an einer dreistündigen Seeschlacht von Flamborough Head am 23. September 1779, als er als Commander der BONHOMME RICHARD sich gegen eine britische Übermacht siegreich verteidigen konnte. Aus dem dort entstandenen Geist ist schließlich die größte Marine aller Zeiten entstanden. So steht es jedenfalls in den heroischen Beschreibungen …


Der qualmende Frachter ist die Jeremiah O'Brian, da müssen größere Beschreibungen sicher nicht sein, und letztlich die USS PEARL HARBOR, das letzte der vier neuen Frachtschiffe der WHIDBEY ISLAND Klasse. Sie wurde in New Orleans gebaut, wird von vier 16-Zylinder Dieselmaschinen mit zwei Propellern angetrieben, hat 186 Meter Länge, 6 Meter Tiefgang und erreicht 22 Knoten.
Auf Deck finden zwei LCAC's oder 15 amphibische Angriffslandungsfahrzeuge Platz. Die Besatzung besteht aus 24 Offizieren und 328 Mannschaften. Die Bewaffnung sind zwei 20mm Phalanx, zwei Mk38 Maschinengewehre, sechs MG's vom Kaliber 50 und ein Werfer für Cruise Missiles. Heimathafen ist San Diego, und gekostet hat das gute Stück rund 258 Mio. Dollar.
Weitere Schiffe in der Demonstration waren die USS Momsen, die kanadischen HMCS Brandon, Nainamo und Edmonton, die Fregatte USS Jarrett und von der Küstenwache die USCGC Alert.

Jeremiah o'Brian

USS Pearl Harbor

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Die Alert gehört zur US-amerikanischen Küstenwache mit den Hauptaufgaben Search and Rescue und Polizeiaufgaben, beispielsweise gegen Drogenschmuggel. Sie ist von 1969 und als letzte ihrer Klasse gebaut worden. Sie wurde bereits modernisiert und mit neuem Feuerleitsystem, elektronischen Kontrollsystemen und nicht zuletzt mit Quartieren für ihre 74 Mann Besatzung ausgerüstet. Sie erreicht 18 Knoten und ist in Astoria in Oregon beheimatet.
Nach der Parade der Schiffe hat die Alert zusammen mit einem Helikopter der USCG die Show eröffnet. Gezeigt wurde dabei vor allem Rettung von Schiffbrüchigen. Bei der U.S. Coast Guard stehen zu Zeit 94 Hubschrauber vom französischen Typ Aérospatiale HH-65A Dolphin für "SAR" Such- und Rettungsaufgaben im Dienst.


There's nothing better than jetnoise! Von der Eglin AFB, also der anderen Seite der USA, kam die F-15 C. Und spätestens da war jedem klar, worauf das Publikum fixiert war: lauter Jubel brandete auf. Zusammen mit dem Jetsound, der klaren Luft und dem Panorama waren das unvergessliche Augenblicke.

Die Eagle kam kurze Zeit nach dem Display noch einmal in Begleitung einer F-86 zum Heritage Flight. Eine amerikanische Show ohne Flagge und Heritage Flight? Undenkbar!


Die Vickers Vimy ist einer der ältesten Bomber, sie gehörte zu einer neuen Generation Bombern, mit denen die Engländer Deutschland spätestens 1919 bombardieren wollte; Erstflug war im November 1917. Gebaut wurde sie schließlich bis 1925 in 240 Exemplaren. In der Luftfahrtgeschichte hat die Vimy einen festen Platz durch ihre Pionierflüge; der berühmteste war die erste Nonstop-Atlantik Überquerung in west-östlicher Richtung durch John Alcock und Arthur Whitten Brown. Die auf der Fleet Week vorgeflogene Vimy war ein Replika.


Kleinere Einlagen kamen zwischendurch von einer Talon, einer Jayhawk und einer KC-135.. Dann folgte eine mittlere Sensation in Form von zwei F-22 Raptor! Im Jahr 2004 sicher keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht zwei davon. Natürlich gab es nur zwei Vorbeiflüge, aber wenn ich bedenke, dass mir eine Woche vorher in Edwards bösartige Konsequenzen angedroht wurden, wenn ich nur ans Fotografieren gedacht hätte, war ich erstaunt. Sei's drum, es war jedenfalls ein Eindruck, der sich mir eingeprägt hat.

Jayhawk

Talon

KC-135

F-22


Ein in Europa eher unbekanntes Team sind die Patriots. Sie fliegen drei elegante schwarze L-39 mit blau-weiß-rotem Rauch. Der Kommentator ist ein Temperamentbündel und absolviert seinen Job sehr humorvoll und im Laufschritt, aber das kaschiert eben einige etwas zu langatmig geratene Augenblicke und macht die Vorführung wesentlich unterhaltsamer.



Die "Gegenveranstaltung" zum Heritage Flight der Airforce ist der Legacy Flight der Navy. Dabei ist immer wieder erstaunlich, wie flüsterleise hier die F/A-18 (oder vorher die F-15) im Langsamflug ist im Gegensatz zu ihren betagteren Kollegen.


Diese Gruppe aus vier Yak's hat einen perfekten Eindruck hinterlassen. Leider habe ich keine Ahnung wer dahinter steckte, da es kein Programmheft gab und ich auch sonst nichts über sie in Erfahrung bringen konnte.


Diese Fleet Week 2004 wurde im Vorfeld schon fast niedergemacht, weil zum ersten Mal seit langer Zeit die Blue Angels gewagt haben, einen anderen Termin wahrzunehmen und nicht in San Francisco zu erscheinen. Okay, sie sind Tradition hier und gehören eigentlich dazu, aber wo war der Nachteil, dass statt dessen die Snowbirds geflogen sind?

Ich für meinen Teil, auch wenn ich mit meiner Meinung alleine stehe, war von den Kanadiern mal wieder absolut angetan und oute mich als einer ihrer größten Fans. Auch wenn sie nicht so laut sind (ist eh das größte Plus der Angels...), fliegerisch sind die Kanadier mehr als ebenbürtig, und mit der Tutor haben sie auch eine interessantere Maschine als die F-18. (Stop, nicht schimpfen, ich kann die Angels auch gut leiden! Ich will nur zum Ausdruck bringen, dass die Snowbirds keinen Deut schlechter sind, nur weil sie leisere Flugzeuge haben!)

Aber was alleine die Snowbirds haben, ist ein unendlich hübscher Public Affairs Officer, Stephanie Walker. Da sieh sich mal einer den von den Angels an... Und wenn man sich mit so was nach der Show unterhalten darf, für wen schlägt da wohl das Herz?

Ich verzichte auf große historische Beschreibungen der Snowbirds, dafür werfen Sie bitte einen Blick in meinen Report über die Snowbirds. Genießen Sie einfach das Team vor diesem phantastischen Panorama!


Der Tag ging zu Ende mit einigen Showeinlagen der Militärkapellen am Pier 39, danach gab es Lifemusik, gute Laune und spät abends ein Feuerwerk. Wer wollte, konnte sich dann noch bei den Hooters (okay, ich mache Schleichwerbung, aber ich stehe dazu) oder einer anderen Kneipe verwöhnen lassen.

Militärkapellen am Pier 39

Zum Ausklang Hooters Girlpower


Ich hoffe, es war sowohl unterhaltsam als auch informativ für Sie. Wenn es die Zeit erlaubt, folgen bald noch weitere Themen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Vielen Dank für Ihr und euer Interesse,

Kai Haarmann




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