Airday 2003 in Eggebek - die Marineflieger haben zum Tag der offenen Tür eingeladen, und das Volk strömte. Es kam so zahlreich, dass viele Besucher bedingt durch die Staus erst zum zweiten Teil des Flugprogramms vor Ort waren.

History Flugplatz:

Der Flugplatz Eggebek stammt eigentlich aus dem Jahr 1941. Er war Zwischenlandeplatz für Einsätze der Luftwaffe gegen Dänemark, Norwegen und England. Nach dem Krieg wurde er von den Briten übernommen, die sich erst alle Flugzeuge unter den Nagel gerissen haben und danach dem Platz den Erdboden gleichmachten. Bis Ende 1960 wurde an derselben Stelle erneut ein Flugplatz erbaut und vom damaligen Verteidigungsminister Strauß eröffnet, diesmal für das Aufklärungsgeschwader 52.

1952 schließlich war er Homebase für das MFG2.


History MFG:

Abgesehen von der Tatsache, dass auf dem Airday zwei Jubiläen zu verzeichnen waren und militärische Airshows in Deutschland eh ein Grund zum Feiern sind, gab es aber leider auch einen Wermutstropfen. Das MFG2 wird Ende 2005 aufgelöst, und dieser Airday war gleichzeitig eine Abschiedsveranstaltung des Traditionsgeschwaders.

Volles Haus

Am 01.04.1958 erfolgte die Gründung in Kiel unter dem Namen "2. Marinefliegergruppe"; anderthalb Jahre später wurde daraus das MFG2. Der Maschinenpark bestand zunächst aus der Sea Hawk und der Fairey Gannet, bevor ab 1965 für 22 Jahre der Starfighter das Waffensystem wurde. Das Geschwader siedelte erst nach Nordholz und Schleswig, später schließlich nach Eggebek. Der Tornado wird seit Herbst 1986 eingesetzt. Ende 1993 erfolgte die Integration des MFG1 in das MFG2. Mit drei Staffeln größtes Tornadogeschwader der Bundeswehr und mit der im Jahr 2000 verliehenen Einstufung "Fully Mission Capable" als erstem NATO-Verband ist das Geschwader zu Recht stolz auf sich! Im Rahmen der Einsparungen, die fast alles in der Bundeswehr kurz und klein schlagen, wird beim MFG2 der größte Einschnitt deutlich. Es bedeutet nach bisher rund 356.000 Flugstunden nicht weniger als das Ende der deutschen Marinejagdbomber!


Die Flugshow:

Aber bevor wir jetzt in Trübsal verfallen, fangen wir lieber mit dem Flugprogramm an. Nach dem Beginn mit einigen Fallschirmspringern zeigen die Marineflieger eine Rettungsübung. Der Sea King war dem MFG 5 in Kiel Holtenau zugehörig und demonstrierte eine Verwundetenbergung, der Sea Lynx kam vom MFG 3 aus Nordholz und simulierte Feuerschutz.

Sea King / MFG 5

Sea Lynx / MFG 3

Es folgten verschiedene Displays, die zu einem überraschend hohen Anteil aus Teilnehmern befreundeter Staaten bestand. So waren aus Holland eine PC-7 und die F-16 zu sehen, aus Österreich der Draken und die Saab 105, aus England die Hawk, eine Jaguar und das Lynx-Team, aus Dänemark das Team "Baby Blue" und aus Belgien ein Alpha Jet.

PC-7 / RNlAF

F-16 / RNlAF

Saab Draken / Austrian AF

Saab 105 Ö / Austrian AF

SEPECAT Jaguar / RAF

Alpha Jet / BAF

Falls Sie ein Display einer MiG-29 vermisst haben, dann waren Sie mit den rund 80.000 Zuschauern in bester Gesellschaft. Verstanden hat es eigentlich niemand, denn die Show in Eggebek dürfte die letzte Gelegenheit gewesen sein, eine deutsche MiG vor großem Publikum vorzufliegen. Seit Ende September 2003 wurde aus Kostengründen begonnen, die Maschinen sukzessive an den neuen NATO-Partner Polen zu verschenken. Mitte 2004 ist der Prozeß abgeschlossen, die Luftwaffe ist dann ihr vielleicht schönstes, mindestens aber interessantestes Flugzeug los. Dass wir in Eggebek kein Display sehen konnten, lag wohl daran, dass unser aller Verteidigungsminister Struck sich für den folgenden Montag ein Privatdisplay erbeten hat; aus diesem Grund wurde eine Teilnahme in Eggebek auf die Bodenausstellung beschränkt. Das hat uns alle hoch erfreut! Die Jaguar wurde kurzfristig ins Flugprogramm aufgenommen, um die MiG-Lücke wieder aufzufüllen.

Das MFG 2 hatte zur Feier des Tages sogar zwei Sonderlackierungen im Solodisplay zu bieten. Die erste Version stammte bereits aus dem Jahr 2002 und ist von zahlreichen Airshows in Europa bekannt. Die Maschine ist nur am Trainingstag gestartet und war während der Show leider nicht zu sehen.

Bunte Kuh aus 2002 / MFG 2

Bunte Kuh aus 2003 / MFG 2

Die neue bunte Kuh vom MFG 2 ist am 25.7.03 vorgestellt worden, direkt nach dem Rollout ging es in die Schweiz nach Lugano für einen kurzen Airshowbesuch. Das Design stammte von Fregattenkapitän Jehn aus der 2. Staffel, die Bemalung stammt ebenfalls von Staffelangehörigen.

Auf der Unterseite sieht man eingebettet in die Farben Schleswig-Holsteins das Wappen des MFG 2, die Seiten leuchten in schwarz-rot-gold, die Oberseite besteht aus ebenfalls schwarz-rot-goldenen Flammen.

Die Phantom flog mit der Markierung des Fluglehrzentrums F-4F aus Rheine, war aber eine alte Mühle aus Laage von der 732, wie an der Kennung 37-75 erkenntlich war.

F4-F / Rheine

Die Marine zeigte ihre Breguet Atlantic und eine DO-228.

Atlantic / MFG 3 Nordholz

Do-228

Eines der beiden kleinen Displayteams war das Lynx Pair der Royal Navy. Das excellente Team hat wenige Wochen zuvor in Fairford auf der Royal Int. Air Tattoo das Steedman Display Sword für das beste Display eines UK-Teilnehmers bekommen.

Lynx Pair / Royal NAVY

Die dänischen Baby Blue mit ihren vier T-17 waren das zweite Team. Die brauchten nur kurz über den Grenzzaun zu hüpfen, es war fast ein Heimspiel für die Jungs. Sie gehören auch zum Standardprogramm, wenn auf dänischen Shows das Flugprogramm zusammengestellt wird. Mit dem starken Wind hatten sie freilich nicht gerade das große Los gezogen, aber die 200 PS haben die maximal 1100 Kilo ganz gut durch die Lüfte gezogen.

Team Baby Blue / RDAF

Airpower Demo:

Das Finale hat manchem Fliegerfan schon feuchte Augen beschwert. Wann hat man so was in Deutschland das letzte Mal gesehen? Acht Tornados sind zu einer Airfield Attack aufgestiegen; unterstützt wurden sie dabei später von einer AWACS-Maschine, den beiden Helis vom MFG 5 aus Kiel und einer C-160 Transall, die mit ihren Fallschirmjägern eine simulierte Gefangenenbefreiung demonstriert hat.

Nach der Vorführung haben sich die Tornados gesammelt und vor dem Publikum paradiert.


Noch ein paar Worte zum zweiten Jubiläum: 90 Jahre Marineflieger.

History Marineflieger:

Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs erkannte man die zunehmende Bedeutung der Fliegerei auch für die Marine. Im Mai 1913 schließlich wurde von Kaiser Wilhelm II. eine Marineluftschiff- und eine Marinefliegerabteilung geschaffen. Die Luftschiffe hatten ihre Basis in Nordholz, die Flieger in Holtenau.

Zu Anfang des Krieges besaßen die Deutschen 35 Flugzeuge und ein Luftschiff, gegen Ende blickte man auf Indienststellung von 2.500 Flugzeugen und 78 Luftschiffen zurück, die Zahl der Marinesoldaten stieg von 569 auf 16.000! Seeflugstationen gab es an von der Nord- und Ostseeküste über das Schwarze Meer bis hin nach China.

Anfangs hatten die Luftschiffe wegen höherer Waffenlasten und besserer Steigfähigkeit Vorteile, die aber bei Angriffen auf England wegen immer stärker ausgebauter Flak schnell schrumpften, die Flugzeuge liefen ihnen den Rang ab. Nach Ende des Krieges sollten die verbliebenen 1.478 Maschinen eigentlich an die Alliierten ausgeliefert werden, wurden aber größtenteils vorher von den Besatzungen selbst zerstört. Irgendwie verständlich…

Obwohl die Marineflieger 1920 aufgelöst wurden und obwohl es durch den Versailler Vertrag verboten war, bildeten sich eine neue Fliegerschule, neue Jagdverbände (als Lufttransportstaffeln getarnt) und vieles mehr. 1935 wurde die Luftwaffe offiziell neu gegründet, allerdings waren die Marineflieger integriert und als "Luftwaffe See" der Luftwaffe unterstellt. Das hat im 2. Weltkrieg oft zu Diskrepanzen und auch Verlusten geführt. Viele der Aufgaben konnten mangels vernünftiger Ausrüstung nur schlecht durchgeführt werden, Pläne der Marineführung, Flugzeugträger zu bauen, wurden verworfen.

Nach dem Krieg wurde 1948 zunächst die Marine der Volksarmee aufgestellt und mit sowjetischem Kriegsgerät ausgerüstet. Ihre Aufgabe waren die Minenräumung in der Ostsee, später Aufklärung und U-Bootjagd. Die Bundesmarine wurde erst 1955 gegründet. Die Marineflieger bekamen nach den britischen Sea Hawk und Fairey Gannet 131 Starfighter geliefert; davon gingen allerdings 50 Stück durch Absturz verloren, wobei 21 Piloten ums Leben kamen. Ab 1974 wurde in Kiel der Sea King für Seenotrettung eingesetzt; er wurde in den Achtzigern kampfwertgesteigert und kann seitdem auch gegen leichte Seeziele eingesetzt werden. Seit 1981 fliegt der Sea Lynx als leichter Transport-und Bordhubschrauber, seit Mitte der Achtziger natürlich das Hauptwaffensystem Tornado.

Mit Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten wurden aus Volksmarine und Bundesmarine die Deutsche Marine.


Das soll an Historie genug gewesen sein, und das war auch der Airday 2003 aus Eggebek. Pünktlich zum Ende und keine Minute früher kam die Sonne raus wie auf so vielen Shows in diesem Jahr. In der Bodenausstellung gab es eine Menge deutscher bunter Kühe zu sehen. Bei dem Eurofighter hat es wieder nur zum Mock Up gereicht, dafür gab es aber noch einige schöne Oldies, damit auch des Themas 100 Jahre Motorflug gedacht wurde.

Ich fand es beeindruckend und erfreulich, dass auch in Deutschland im Rahmen der bescheiden gewordenen Möglichkeiten noch Shows solchen Ausmaßes möglich sind! Das lässt mich für die Zukunft hoffen.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr und Euer Kai Haarmann


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