Der Berg ruft! Wieder einmal hat die Kultveranstaltung für Insider knapp viertausend Airshowbegeisterte ins wunderschöne Berner Oberland gelockt. Das kleine Dörfchen Axalp wurde zu einem der größten Parkplätze im Musterländli, als sich am Morgen des 2. und 3. Oktober 2002 die Blechschlange auf die wenigen horizontalen Wiesen und Weiden ergossen. Die ganz Harten haben sich schon vor sechs Uhr im Dunklen und mit Taschenlampe bewaffnet auf den rund zweistündigen Fußmarsch gemacht. Sie wurden aber nicht nur mit einem phantastischen Morgengrauen in der Bergwelt belohnt (es spricht der Städter), sondern sie kamen auch vor der Wegsperrung auf dem KP an der auf 2.300 Metern gelegenen Ebenfluh an und konnten so dem Training beiwohnen. (Aus Sicherheitsgründen wird der Zugangsweg während der Flugbewegungen gesperrt).
History: Bevor ich Ihnen die fantastische Show näher bringe, noch einige Bemerkungen
zur Geschichte des Schießplatz Axalp:
Die Show: Der Photoüberflug der Mirage III RS musste zunächst ausfallen, weil über
den "Midlands" noch dichter Nebel lag. Also Szenenwechsel zum Flugplatz Meiringen: F-5 Tiger:
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 1.700 km/h, die Dienstgipfelhöhe
16 Kilometer. An Außenlasten trägt der Tiger bis zu 3,4 Tonnen: zunächst
Außentanks und natürlich für den Luftkampf AIM-9 Sidewinder und Python
III Raketen. Seltener wird er mit Luft-Bodenbewaffnung bestückt, der AGM-65 Maverick,
Eisen- und Streubomben und Raketenbehälter.
Der nächste Programmpunkt war das Training der Patrouille Suisse, die vom ca. 60 km entfernten Emmen gekommen sind. Alle Piloten sind im wahren Leben F/A-18 Piloten und machen den Job bei der PS nebenbei. Der Kommander ist Daniel Hösli, er wurde in diesem Jahr 45 Jahre alt (die Zahlen und Alterangaben beziehen sich natürlich auf das Jahr 2002), seit 21 Jahren Berufspilot und war von 1987 bis 1997 selbst aktiver Pilot bei der PS. Seine über 4000 Flugstunden hat auf PC-3, PC-6 und PC-7, auf Vampire, Hunter, Tiger und Hornet gesammelt. Jetzt steht er mit dem Funkgerät am Beobachtungspunkt und checkt die Präzision seines Teams. Training Patrouille Suisse:
Die Nr. 1 ist der 31-jährige Daniel Stämpfli, seit 10 Jahren Berufspilot
und in Dübendorf bei der Staffel 11 tätig. Er ist seit 1997 bei der PS und
hat 2.300 Flugstunden auf PC-7, Hawk, Tiger und F-18.
Zwischendurch wurde der aus Sicherheitsgründen gesperrte Weg zum Beobachtungspunkt wieder freigegeben, die Zuschauer strömten, vor allem kamen nun die VIP's an. Dazu ist auf dem Flugplatz Interlaken ein Sammelpunkt eingerichtet worden, von wo aus ein Shuttleservice mit Super Pumas zur Axalp operierte. Super Puma:
Die Demonstration, die die Mittagspause beendete, hieß im Fachjargon "Bergung bei Betonwand, Umlad bei Seilbahnstation"; eine Rettungsaktion mit einer Aerospatiale SE.3160 Alouette III vom Überwachungsgeschwader, Ressort Lufttransport. Im Anschluß kamen zwei Super Puma des gleichen Vereins zum Feuerlöscheinsatz. Die Schweiz besitzt seit 1989 15 dieser Super Puma. Sie können entweder 18 Passagiere oder 3 Tonnen Außenlasten transportieren. Nur leicht gepanzert und unbewaffnet werden sie nicht als Kampfzonenhubschrauber verwendet. Normalerweise liegen ihre Hauptaufgaben bei Transport-, Versorgungs- und Hilfsflügen. Kurz vor der Axalpshow wurden weitere 12 Maschinen zur Basis Alpnach ausgeliefert.
In Meiringen war mittlerweile eine Pilatus PC-6 Porter mit vier Fallschirmaufklärern zur Axalp gestartet. Die PC-6 ist das kleine Arbeitspferd der Luftwaffe, die Kurzstart- und -landeeigenschaften ermöglichen auch Einsätze von Behelfsflugplätzen aus. Die Verwendungszwecke sind Brandbekämpfung, Rettung, Aufklärung und Transport von bis zu sechs Passagieren. Die Herren am Schirm kamen von der Fallschirmaufklärerkompanie 17. PC-6 Porter:
Und dann kam die Attraktion, weshalb mit Sicherheit der Großteil der Zuschauer gekommen war. Die Fliegerstaffel 10 schickte einmal zwei und später noch mal vier Mirage III RS zum Photoüberflug und Kanonenschießen (das RS steht für Reconnaissance Suisse). Am Knüppel der Photomaschinen waren Milizpiloten, wovon normalerweise einer Zivilpilot, der andere Wirtschaftsberater ist. Überhaupt waren der Großteil der Teilnehmer Milizpiloten, die oft erst ein- bis zwei Wochen vorher wieder ihren Dienst angetreten hatten. Im Gegensatz dazu stehen die Berufspiloten, die eine rund vierfach höhere Flugstundenzahl pro Jahr vorweisen können. Mirage III RS:
Seit 1968 tut die Mirage III RS als Aufklärer Dienst, als Jäger (III S) wurde sie bereits 1999 ausgemustert. Leider wird auch die RS Ende 2003 aufs Altenteil geschoben. Ob danach auch noch so viele Begeisterte auf die Axalp kommen? Die Lücke wäre eigentlich nur durch ein ähnliches Display der F/A-18 zu schließen, aber die Patrouille Suisse hat den Wechsel vom beliebten Hunter auf den Tiger schließlich auch gut verkraftet.
Die F/A-18 C Hornet ist mit 17 Metern etwas länger als die Mirage und mit 12
Metern Spannweite vier Meter breiter als der Tiger. Mit sieben Tonnen Waffenzuladung
trägt sie sechsmal so viel wie der alte Hunter, ihre 16 Tonnen Schub sind dreieinhalb
mal so stark wie der des Tiger. Die Auslieferung der Hornet erstreckte sich von Oktober
´96 bis Ende ´99, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde sie auf der
Airshow in Sion 1997, wovon die VPH-Bochum übrigens auch ein sehr schönes
Video anbietet. F/A-18 C Hornet:
Direkt im Anschluß kamen zwei Hornet und zwei Tiger, um bei einer Abfangübung den Kampf um die Lufthoheit zu demonstrieren. Die F/A-18 fingen die F-5 ab, was im Fliegerlatein "Intercept to identification and escort" hieß; allerdings scherten die Bösewichter mit den F-5 aus der Formation aus und wollten türmen. Im Anschluß folgte ein kleiner Luftkampf, bei dem auch Flares zum Ablenken von Infrarotlenkwaffen eingesetzt werden. Selbstverständlich siegten "die Guten". Abschließend zeigten schließlich auch die F/A-18 eine Demonstration ihrer Zielsicherheit. Auffallend war dabei das Geräusch der Gatlingkanonen, die sich wegen der hohen Schussfolge mit einem fast singenden Geräusch deutlich von den anderen Geschützen unterschieden.
Leider nur einen Vorbeiflug zeigten zwei Hunter vom Fliegermuseum Altenrhein. Hawker Hunter:
Nach einer weiteren Vorführung der acht Tiger aus Meiringen und dem endgültig letzten Display der Patrouille Suisse war das Fliegerschießen 2002 auf der Axalp beendet. Die Zuschauer machen sich wieder auf die Strümpfe durch den ewigen Matsch ins Tal, die VIP's nahmen standesgemäß den Superpuma.
In Interlaken haben die Organisatoren den Ehrengästen noch einen gemütlichen Ausklang in der Abendsonne geboten. Die Soldaten trafen sich nach drei harten Tagen zur Abschlussbesprechung, und auch ich habe mich wieder auf den Heimweg gemacht. Die Show in Axalp muß man nicht jedes Jahr besuchen, aber sie fällt unter
die Rubrik: wenigstens einmal im Leben… (und wenn man dann noch so ein unverschämtes
Glück mit dem Wetter hat…).
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